Sächsische Zeitung, Montag, 22. Januar 2007
Ein Vokalspiel geht in die Verlängerung
Popmusik. Die Dresdner A-cappella-Band New Voice Generation gab am Wochenende zwei Konzerte im Kulturpalast.
von Martin Machowecz, Dresden
Neulich in der Altmarktgalerie: dum, badida dum, badida dum, badida. Die Leute bleiben stehen, vor der Bühne verstauen Einkaufende den Gang. Denn die New Voice Generation groovt. Sechs Dresdner stehen da, jeder mit nicht mehr als einem Mikrofon in der Hand, aber das reicht, um a capella mitzureißen. Im Vokalspiel macht ihnen keiner was vor. Seit 2000 touren die drei Damen und drei Herren in fast gleicher Besetzung quer durch ihre Heimatstadt. Langsam werden sie sich ihres Erfolges bewusst und füllen Säle - wie am Wochenende die Studiobühne des Kulturpalastes. Zweimal ausverkauft, Freitag und Sonnabend klingen Kassen und Stimmen.
Das wäre ja gelacht
„Das ist unser erstes Zusatzkonzert nach dem ersten Zusatzkonzert - Wahnsinn", sagt Oralbassist und Gründungsmitglied Sven Faber am Sonnabend und beglückt damit die Zuschauer. Faber ist das wortwitzigste Mitglied der A-capella-Gruppe, seine Stimme dröhnt am tiefsten, er hat Charisma. Ein Lied darf Faber - für Basser höchst ungewöhnlich - gar als Leadsänger anführen. „Probier's mal mit 'nem Bass" ist eine Neuinterpretation des gleichnamigen Songs der Kölner Gruppe Wise Guys.
Die Lieder der New Voice Generation am Wochenende sind allesamt samt nicht ihre eigenen, dafür aber ganz eigen vorgetragen. „Chili Con Carne", der Publikumsrenner, erinnert an die „Chocolate Chip Cookies" der Wise Guys. Beides sind vertonte Rezepte für Gaumenkino. Das Publikum freut sich besonders über die deutschsprachigen Songs: „Vergammelte Speisen" von den Prinzen sorgt für laute Freude über das großartig-humorige Zusammenspiel der Damen und Herren auf der Bühne - ein wahres Geschlechter-Gelächter entbrennt. Wohl deshalb sollen die Lieder im neuen Programm der New Voice Generation verstärkt deutsch sein. Falsch machen die Sänger damit gewiss nichts.
Das eigentlich Spannende an der New Voice Generation sind allerdings die Menschen selbst. Da gibt es Claudia Huck, die attraktive Lehramtsstudentin für Musik und Französisch mit blondem Lockenkopf, wallendem Haar und tollen Tönen. Oder Ralph Wollny, den 42 Jahre alten Musik- und Deutschlehrer mit Schnauzbart und zwei Kindern. Sopranistin Susanne Pitz ist Architektin und hat von Berufs wegen überhaupt nichts mit Gesang zu tun, war aber ihr Leben lang in Chören aktiv. Die Kleider der Frauen glitzern, die Anzüge der Männer sitzen, das alles macht es der Musik leichter, zu überzeugen.
Verwaltungswirt als Beach Boy
So klingt es denn sogar noch gut, als sich die New Voice Generation mit großem Stimmvolumen am Klassiker „California Dreaming" versucht und „Good Vibrations" von den Beach Boys neu vertont - in diesem Titel läuft Tenor und Diplomverwaltungswirt Thilo Aurig zu Höchstform auf.
Das Vokalspiel geht in die Verlängerung. Der Kulturpalast dürfte nicht die letzte Station der „New Voice Generation" gewesen sein. Vielleicht lässt man sie demnächst sogar mal in den großen Saal.
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